Positionspapier der BVPG zur Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes„Das Präventionsgesetz weiterentwickeln – mit den Eckpunkten der BVPG“

Zur Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes (PrävG) in der 20. Legislaturperiode hat die BVPG gemeinsam mit dem Vorstand und den Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes ein Positionspapier erarbeitet und auf der Mitgliederversammlung vom 10. Mai 2022 verabschiedet.

Beate Grossmann, Geschäftsführerin der BVPG, erläutert die „Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes“ sowie die Rolle der BVPG bei der Umsetzung der Nationalen Präventionsstrategie.

Viele Jahre forderte die Fachwelt ein Gesetz zur Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung, das folgende Erfordernisse regeln sollte: Gesundheitsförderung und Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu gestalten, Qualitätsentwicklung, Evaluation und Forschung auszubauen und auf Dauer zu stellen, die Auswirkungen sozialer Benachteiligung auf die Gesundheit vor allem durch verhältnispräventive Maßnahmen zu mildern und die für Prävention und Gesundheitsförderung bis dahin zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel deutlich zu erhöhen.

Den Vorgaben des Koalitionsvertrages vom 27. November 2013 entsprechend und unter Berücksichtigung der föderalen Kompetenzordnung durch das Grundgesetz trat am 17. Juli 2015 das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ – kurz Präventionsgesetz (PrävG) – nach drei gescheiterten Anläufen in den vorausgegangenen drei Legislaturperioden dann endlich in Kraft.

Es intendiert im Wesentlichen, die für Prävention und Gesundheitsförderung zur Verfügung stehenden Finanzmittel zu erhöhen, Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten zu stärken sowie die betriebliche Gesundheitsförderung insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe zu intensivieren. Um das zu erreichen, wurden Vorgaben eingeführt, die die Kooperation der Sozialversicherungsträger untereinander, aber auch mit anderen Akteuren stärken sollen. Insbesondere die Krankenkassen werden in die Pflicht genommen: Sie müssen Mehrleistungen für Prävention und Gesundheitsförderung erbringen (§ 20 Abs. 6 SGB V) und ihre Leistungen in gemeinsamen kassenübergreifenden Koordinierungsstellen (§ 20b Abs. 3 SGB V) auf Landesebene in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmensorganisationen in den Betrieben anbieten.

Seither hat sich viel getan, Prävention hat an Bedeutung gewonnen, wird umfassender interpretiert und viele Akteure haben damit begonnen, gute Ansätze und Projekte niedrigschwellig zu etablieren. Die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG) teilt daher im Wesentlichen die Einschätzung der Bundesregierung zum Ersten Bericht der Nationalen Präventionskonferenz (NPK) über die grundsätzlich gute Entwicklung der Prävention und Gesundheitsförderung (Erster Präventionsbericht – Bundestagsdrucksache 19/26140 vom 14.01.2021); insbesondere dahingehend, dass das Präventionsgesetz bisher zielgerichtet umgesetzt wird und einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der lebensweltlichen Prävention und Gesundheitsförderung leistet.

Für diese – nunmehr 20. – Legislaturperiode steht u. a. auch die Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes an. Dies betrifft die BVPG insofern direkt, als sie laut Gesetz (§ 20e Abs. 2 SGB V) mit der Durchführung des Präventionsforums im Auftrag der NPK betraut ist.

Das in der Regel einmal jährlich in Form einer eintägigen Veranstaltung zusammenkommende Präventionsforum soll die fachliche Rückkoppelung der NPK mit der Fachöffentlichkeit ermöglichen, womit im Umkehrschluss die Mitwirkung der Fachöffentlichkeit an der Entwicklung der Nationalen Präventionsstrategie in Form einer fachlich-sachlichen Beratung der NPK gewährleistet werden soll.

Die BVPG hat daher zu Beginn des Jahres 2022 in einem intensiven Abstimmungsprozess im Vorstand und mit den 132 Mitgliedsorganisationen „Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes (PrävG)“ formuliert und auf der Mitgliederversammlung am 10. Mai 2022 verabschiedet.

Zu den folgenden drei Punkten wird Fortentwicklungsbedarf gesehen, um die Umsetzung des PrävG noch stärker auf gesundheitsförderliche Lebenswelten (Verhältnisprävention via Setting-Ansatz) auszurichten sowie die Zusammenarbeit von Präventionsakteuren und die Bündelung zahlreicher Präventionsmaßnahmen zu intensivieren:

  1. Die Finanzierung von Prävention und Gesundheitsförderung dauerhaft und umfassend absichern und verlässliche Kooperationsvereinbarungen schaffen
  2. Die Qualität von Prävention und Gesundheitsförderung weiter verbessern
  3. Die Beteiligungsmöglichkeiten der Organisationen der Zivilgesellschaft intensivieren und ausweiten

So wird u. a. empfohlen, Präventionsleistungen innovativ, digital und barrierefrei auszubauen sowie solche Leistungen zu stärken, die an strukturellen Rahmenbedingungen ansetzen. Zudem sollte die NPK um Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft erweitert und die Beratungsfunktion des Präventionsforums aufgewertet und verbindlicher gestaltet werden.

Durch das BVPG-Eckpunktepapier werden also insbesondere die zwar kompetenzrechtlich erklärbare, aber nicht befriedigende einseitige Verteilung der finanziellen Lasten auf die Schultern der gesetzlichen Krankenversicherung, die nur ansatzweise gelungene Gestaltung eines ressortübergreifenden Ansatzes und eine im Prinzip eher schwache Konstruktion von verbindlicher Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten adressiert.

Festzuhalten bleibt damit grundsätzlich, dass für die Umsetzung eines nachhaltigen gesamtgesellschaftlichen Ansatzes ein anderes Präventionsgesetz notwendig wäre, das das Zusammenwirken aller relevanten Akteure – auch der Landes- und kommunalen Ebene – sowie deren finanzielle (Mit-)Verantwortung regelt. Voraussetzung für ein solches Gesetz wäre die Zustimmung im Bundesrat – oder aber die gesetzgeberische Kompetenz des Bundes müsste weitergehend sein als bisher.

Es gilt also, den weiteren Verlauf der Umsetzung des Präventionsgesetzes kritisch-konstruktiv zu begleiten. Dieser anspruchsvollen Aufgabe stellt sich die BVPG gerne.


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Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Gesundheitskompetenz: Interview mit Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter der internationalen Gesundheitskompetenz-Studie HLS19.

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Dr. Beate Grossmann | Seit 2016 Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG). Zuvor war sie dort als stellvertretende Geschäftsführerin, wissenschaftliche Referentin und Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Frau Dr. Grossmann ist Mitglied in nationalen Gremien, Autorin zahlreicher Veröffentlichungen und angefragt für vielfältige Beratungs-, Gutachtens-, Vortrags- und Moderationstätigkeiten.

Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt Gesundheitskompetenz„Es gibt viel Verbesserungspotenzial im Bereich der Gesundheitskompetenz“

Wie steht es um die bewegungs-, ernährungs- und suchtbezogene Gesundheitskompetenz in Deutschland? Welche wirksamen Ansätze gibt es, um Bewegungsmangel, Übergewicht oder einem übermäßigen Konsum von Suchtmitteln vorzubeugen? Wie können vulnerable Zielgruppen erfolgreich erreicht werden?

Antworten darauf geben die BVPG-Vorstandsmitglieder Christine Kreider, Referentin für Prävention bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS), Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. (VDOE) und Dr. Mischa Kläber, Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB).

Bewegungsmangel, Übergewicht/Adipositas und der Konsum von Suchtmitteln nehmen zu. Die Pandemie hat die Situation weiter verschärft. Wie steht es um bewegungs-, ernährungs- und suchtbezogene Gesundheitskompetenz in Deutschland?

Christine Kreider (DHS): Suchtprävention trägt mit ihrer vielfältigen Arbeit zur Entwicklung und Steigerung der Gesundheitskompetenz bei. Sie ist ein wichtiger Baustein, um die Bevölkerung vor suchtbezogenen Schäden zu schützen. Abhängigkeitserkrankungen und riskante Nutzungsmuster entwickeln sich meist schleichend, über einen langen Zeitraum. Insofern ist es schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt schon Aussagen hinsichtlich der Pandemie zu treffen. Die Corona-Krise ist für wissenschaftliche Untersuchungen in diesem Feld vergleichsweise „jung“.

Wie verschiedene Studien zeigen, nimmt eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Coronapandemie als belastend wahr. Die Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit hängt eng mit den zu den unterschiedlichen Zeitpunkten geltenden Maßnahmen zusammen. Sie hat sich also im Verlauf der letzten beiden „Corona“-Jahre durchaus verändert.

Als Konsequenz liegt die These nahe, dass auch Suchtmittel vermehrt als Strategien genutzt werden, um mit diesen sich ständig ändernden, psychosozialen Belastungen umzugehen. Gerade vulnerable Gruppen sind besonders gefährdet, durch die Pandemie eine Konsumstörung oder ein abhängiges Verhalten zu entwickeln – das belegen die aktuell vorliegenden Daten. Diesen Zielgruppen müssen wir uns mit unserer Arbeit nun mehr denn je widmen!

Dr. Andrea Lambeck (VDOE): Ernährung und Gesundheit sind Trendthemen – und das nicht erst seit der Pandemie. Das Interesse rund um Ernährung und Lebensmittel hat in den letzten Dekaden kontinuierlich zugenommen und wurde durch die Pandemie noch verstärkt – insbesondere das Bewusstsein für die Herkunft sowie die Verbreitung und Zubereitung von Lebensmitteln. Auch die Frage, ob und wie eine gesundheitsfördernde Ernährung oder ein guter Ernährungszustand vor einer Infektion schützen oder den Verlauf einer Erkrankung beeinflussen, bewegt seither viele Menschen.

Das starke Interesse an Ernährung und Lebensmitteln führt dazu, dass zu diesen Themen extrem viel kommuniziert wird, sowohl in den klassischen Medien als auch in Social Media. Viele Menschen nehmen für sich in Anspruch, hier kompetent zu sein und kommunizieren als teilweise selbst ernannte „Expertinnen und Experten“. Besonders viel Aufmerksamkeit erlangen jedoch oftmals gerade die Influencerinnen und Influencer, die wenig fundierte, dafür aber unterhaltsame Informationen präsentieren. Folglich differieren die Informationen zu Ernährung und Gesundheit von wissenschaftsbasiert bis weltanschaulich-orientiert.

Die ernährungsbezogene Gesundheitskompetenz variiert dementsprechend, ebenso das ernährungsbezogene Gesundheitsverhalten. Folglich haben auch die ernährungsmitbedingten Gesundheitsprobleme/Erkrankungen eher zu- als abgenommen.

Dr. Mischa Kläber (DOSB): Das seit Jahren bestehende Problem des zunehmenden Bewegungsmangels hat sich durch die Corona-Pandemie zweifelsohne weiter zugespitzt. Diesbezüglich besteht absoluter Handlungsbedarf! Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden allein bei Sportvereinen rund 800.000 Austritte verzeichnet, so viel wie noch nie. Auch das Deutsche Sportabzeichen legten im ersten Pandemiejahr lediglich 400.000 Sportbegeisterte ab. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein Rückgang von über 50 Prozent.

Insbesondere bei den größten Verlierern der Pandemie, bei den Kindern und Jugendlichen, brachen die Abnahmezahlen beim Sportabzeichen stark ein. Hier setzt die im letzten Jahr gestartete MOVE-Kampagne der Deutschen Sportjungend an, deren Ziel es ist, speziell Kinder und Jugendliche wieder oder auch neu für den Vereinssport zu gewinnen. Hinweisen möchte ich auch auf die kürzlich erschienen und flankierenden Informationsmaterialien des Bundesministeriums für Gesundheit zur Bewegungsförderung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Lebenswelten Schule, Kindertagesstätte und Sportverein.


Über welche Strategien zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz können insbesondere vulnerable Zielgruppen erfolgreich erreicht werden?

Christine Kreider: Im Bereich der Suchtprävention ist es wichtig, fachlich fundierte Informationen zielgruppengerecht aufzubereiten und über entsprechende Kanäle zu streuen. Wir müssen die Zielgruppen dort abholen, wo sie sind und die Botschaften ansprechend und verständlich adressieren. Dazu gehört auch, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu informieren und entsprechende Materialien für ihre suchtpräventive Arbeit bereitzustellen.

Ein Beispiel: Die bundesweite Aktionswoche Alkohol bietet eine geeignete Plattform, um ganz unterschiedliche Zielgruppen für die Risiken des Alkoholkonsums zu sensibilisieren. Die Präventionskampagne findet vom 14. bis 22. Mai 2022 statt. Im Fokus steht die Sucht-Selbsthilfe unter der zentralen Frage: „Wie ist deine Beziehung zu Alkohol?“

Dr. Andrea Lambeck: Ernährung ist ein wichtiges Handlungsfeld im Bereich von Gesundheitsförderung und Prävention. Viele etablierte Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention konnten während der Pandemie jedoch nicht in gewohnter Form angeboten werden: Insbesondere die Maßnahmen in den Lebenswelten wie Kita, Schule, Betrieb, Kommune wurden eingeschränkt. Seit jeher schwer zu erreichende Zielgruppen waren somit noch schwerer zu erreichen. Somit hat die Pandemie die gesundheitliche Chancengleichheit auch in dieser Hinsicht negativ beeinflusst.

Die Kommunikation von Ernährungsinformationen über Massenmedien konnte dieses Defizit nicht ausgleichen, auch weil die transportierten Informationen nur zum Teil einer Verbesserung der Gesundheitskompetenz dienen. Um die Chancen der Medien zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu nutzen, ist ein stärkeres Bewusstsein bei den Verantwortlichen erforderlich: Bei der Auswahl von Expertinnen und Experten muss auf ein Mindestmaß an Qualifikation geachtet werden, um die Seriosität und Glaubwürdigkeit der verbreiteten Informationen sicherzustellen!

Dr. Mischa Kläber: Vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Chancengleichheit bieten die Strukturen des gemeinnützigen (Breiten)Sports besonders gute Bedingungen dafür, Bewegungsangebote für alle zu schaffen und zugänglich zu machen. Denn um vulnerable Gruppen zu erreichen, braucht es eine zielgruppenspezifische Ansprache und Angebote, die sich an den Besonderheiten und Bedürfnisse der Zielgruppe orientieren.

Seit mehr als 30 Jahren setzt sich der DOSB mit dem Bundesprogramm Integration durch Sport“, das mit jährlich rund 10 Millionen Euro durch den Bund gefördert wird, für Integration in und durch Sport ein. Im Bereich der vulnerablen Gruppen gibt es jedoch großen Bedarf, zusätzliche gesundheitsfördernde Maßnahmen zu erarbeiten.

Hervorzuheben ist beipielsweise, dass wir als DOSB über das „GeniAl-Projekt: Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter“(gefördert von Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und Bundesministerium für Gesundheit (BMG) modellhaft Zugangswege und Angebote für ältere Menschen mit Einwanderungsgeschichte mit einer Projektlaufzeit bis Ende 2023 entwickeln, erproben und evaluieren können. Der Kerngedanke dabei ist eine Verbindung aus niederschwelligen Bewegungsangeboten in der Lebenswelt und der Zusammenarbeit mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Peer-Group.


Welche wirksamen, evaluierten Ansätze zur Stärkung der Gesundheitskompetenz gibt es?

Christine Kreider: Es ist erwiesen, dass ein Policy-Mix aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen am wirksamsten ist, um gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Schäden vorzubeugen, die mit dem Gebrauch legaler und illegaler Suchtstoffe sowie den Folgen süchtigen Verhaltens verbunden sind.

Wirksame, evaluierte Maßnahmen finden sich beispielsweise in der Datenbank der Grünen Liste Prävention. Es gibt eine Vielzahl empfehlenswerter Ansätze, wie etwa „MOVE – Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen“ oder das „SKOLL Selbstkontrolltraining – Ein suchtmittelübergreifender Ansatz der Prävention und Frühintervention für Jugendliche und Erwachsene“.

Dr. Andrea Lambeck: Insbesondere niederschwellige Angebote in den Lebenswelten und eine Kombination aus Verhaltens- und Verhältnisprävention haben sich als wirksam bewährt, werden jedoch häufig durch gegenläufige Informationen zum Zusammenhang von Ernährung/Lebensmitteln und Gesundheit konterkariert. Insofern erscheint Ernährungsbildung, insbesondere in Kita und Schule, als ein nachhaltig erfolgreicher Ansatz zur Vermittlung von Ernährungskompetenz.

Dr. Mischa Kläber: An dieser Stelle ist das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT von Bundesärztekammer und DOSB zu nennen, welches im Rahmen von Präventionskursen die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz in den Vordergrund stellt. Das Siegel wird seit mehr als 20 Jahren erfolgreich umgesetzt, ist in weiten Teilen von den Krankenkassen zur Kostenübernahme zertifiziert und hat schon viele tausende Menschen erreicht, die Neu- oder Wiedereinsteigende in Sportvereinen werden möchten.

Daneben bietet das „Rezept für Bewegung“ von Bundesärztekammer, Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) und DOSB – seit kurzem auch unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) – die Möglichkeit, vulnerable Zielgruppen auch über ärztliche Beratung zu erreichen.

Spannend ist auch ein weiterer Ansatz, der sich im Rahmen des Projekts „Im Alter IN FORM“ der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. und des Deutschen Turner-Bunds (DTB) zeigt: dieser bietet die Möglichkeit einer Fortbildung zu Bewegungstreffleitenden, um mit älteren Menschen einfache Bewegungsübungen auszuführen sowie die Gesundheitskompetenz auch in Bezug auf die Ernährung zu stärken.

Wird das Setting Kommune betrachtet, so kann beispielsweise durch attraktive und niederschwellig Angebote das Bewegungsverhalten gefördert werden – wie bspw. beim DOSB-Projekt „Platzwechsel. Bewege Dein Leben“. Kommunen sowie Städte und Stadtteile können bewegungsfreundliche Strukturen schaffen, um so den Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld einfache Möglichkeiten zu körperlicher Aktivität zu bieten. Nichtsdestotrotz müssen bestehende Programme und Projekte fortlaufend evaluiert, als auch neue implementiert und ebenfalls wissenschaftlich begleitet werden.


Welche Strukturverbesserungen sind in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Sucht notwendig, um eine Stärkung/Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu erzielen?

Christine Kreider: Strukturelle Maßnahmen sind eine zentrale Säule der Suchtprävention. Da gibt es gerade in Deutschland noch viel Verbesserungspotenzial! Wenn wir im Bereich der Suchthilfe über Verhältnisprävention sprechen, meinen wir Rahmenbedingungen, die folgende Ziele erreichen:

  • Suchtmittelkonsum legaler oder illegaler Substanzen und problematische Verhaltensweisen vermeiden oder weitestgehend hinauszögern
  • Früherkennung und -intervention bei riskanten Konsum- und Verhaltensmustern
  • Missbrauch und Abhängigkeiten reduzieren

Verhältnisprävention gewährleistet dabei das Funktionieren verhaltensbezogener Maßnahmen und sorgt für deren Nachhaltigkeit. In der Suchtprävention gibt es unterschiedliche „Stellschrauben“. Exemplarisch lassen sie sich am Beispiel Alkohol skizzieren – dem in Deutschland am meisten konsumierten Suchtstoff:

  1. Preiserhöhung: Der Preis für alkoholische Getränke beeinflusst den Gesamtkonsum in der Bevölkerung und damit auch das Ausmaß alkoholbezogener Probleme. Preispolitische Maßnahmen zeigen insbesondere bei Jugendlichen eine messbare Veränderung. Auch bei denjenigen, die häufig Alkohol konsumieren, ist dieser Effekt messbar.
  2. Regulierung des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum: Im öffentlichen Raum Alkohol zu trinken, ist auf geeignete Räume/Plätze zu beschränken. Belästigungen, Schädigungen, Bedrohungen und Gewaltanwendungen gegen Personen und Sachen wird so vorgebeugt.
  3. Verfügbarkeit einschränken: Alkohol sollte nur hochschwellig zugänglich sein. Hierzu ist das Angebot in den Verkaufsstellen anzupassen: die Abgabe alkoholischer und nicht-alkoholischer Getränke ist zu trennen. Auch die 24-Stunden-Verfügbarkeit ist deutlich einzuschränken. Hiermit wird u.a. ein weiterer und wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention geleistet.
  4. Werbung und Sponsoring verbieten: Das Marketing für Alkoholprodukte darf Minderjährige nicht erreichen. Untersuchungen zeigen, dass die Bewerbung alkoholischer Getränke einen messbaren Einfluss auf den Konsum von Kindern und Jugendlichen hat. Die Werbung für Alkohol, z.B. über Banner- und Trikotwerbung, ist in jedem Fall von Sportereignissen zu trennen!

Dr. Andrea Lambeck: Problematisch ist, dass sich im Bereich des Handlungsfeldes Ernährung innerhalb der Gesundheitsförderung und Prävention, aber auch darüber hinaus bis hin zur Ernährungstherapie, unterschiedlichste Akteure betätigen und nur ein Teil über die erforderliche fachliche und methodische Kompetenz verfügt. Es gibt in Deutschland bis heute keinen Schutz der Berufsbezeichnung „Ernährungsberatung“, so dass jede beziehungsweise jeder Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten kann.

Zur Strukturverbesserung sind zum einen eine Qualitätssicherung für die kommunizierten Ernährungsinformationen und zum anderen ein Fokus auf qualifizierte Fachkräfte als Absender von Ernährungsinformationen erforderlich. Im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes muss die Qualifikation der Anbietenden ebenso wie die Qualität der jeweiligen Ernährungsinformationen sichtbar und leicht erkennbar sein. Der Zugang zu qualitätsgesicherten Informationen beziehungsweise zu qualifizierten Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention muss allen Menschen möglich sein! Dies gilt insbesondere, da durch Missverständnisse in der Ernährungskommunikation oder „falsche“ Empfehlungen gesundheitliche Nachteile entstehen können.

Dr. Mischa Kläber: Für die Zukunft braucht es für das Themenfeld (Breiten)Sport, Bewegung und Gesundheit eine bundesweite Koordinierungsstelle, die die Kooperation, Koordination sowie Vernetzung aller relevanten Partnerinnen und Partner ausbauen und stärken soll.

Als gutes Beispiel sei hier die Bearbeitung des Themas Ernährung genannt, welches auf Bundesebene eine klare Verantwortung hat. Mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) findet diese Thematik eine ministeriale Heimat und wird im Rahmen von IN FORM fachgerecht finanziell und personell bearbeitet. Zudem gibt es das Bundeszentrum für Ernährung, das die Bevölkerung durch strukturierte Öffentlichkeitsarbeit aufklärt und informiert. Vergleichbares braucht es auch für (Breiten)Sport und Bewegung, um die breite Bevölkerung anzusprechen und die Relevanz in die Öffentlichkeit zu tragen, etwa in Form eines Bundeszentrums für Bewegung.

Neben einer Koordinierungsstelle braucht es zudem eine klare Zielperspektive in Form eines nationalen Gesundheitsziels „Bewegungsmangel reduzieren“. Die weitreichenden Folgen der Pandemie hinsichtlich Bewegung, Ernährung und Sucht gilt es jetzt dringend in einem breiten Bündnis aus Politik, gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren und der Zivilgesellschaft anzugehen!


Die Fragen stellte Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

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Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Gesundheitskompetenz:

Interview mit Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter der internationalen Gesundheitskompetenz-Studie HLS19.

Interview mit den (Health Literacy Survey) HLS-GER 2-Studienleiterinnen Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva-Maria Berens vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld. 

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Christine Kreider | Seit 2018 Referentin für Prävention bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS); seit 2015 bei der DHS (Tätigkeitsschwerpunkte: Suchtprävention und Frühintervention zum Thema „Alkohol“, Verhältnisprävention, Schutz vulnerabler Zielgruppen und geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention); Studium der Health Communication (B. Sc.) und Public Health (M. Sc.). Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) ist die zentrale Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Nahezu alle Träger der ambulanten Suchtberatung und -behandlung, der stationären Versorgung und der Sucht-Selbsthilfe sind in der DHS vertreten. Gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden bildet die DHS ein starkes und qualifiziertes Netzwerk im Bereich der Suchtprävention, Suchtberatung, Suchtbehandlung und Sucht-Selbsthilfe. 

Dr. Andrea Lambeck | Seit 2018 des Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. (VDOE). Arbeitsschwerpunkte: Kommunikation, Management im Bereich Ernährung und Gesundheit. Ehrenämter: Sprecherin des Vorstands des 5 am Tag e. V. Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Der BerufsVerband Oecotrophologie e.V. (VDOE) setzt sich als berufspolitische Vertretung für alle ein, die Oecotrophologie, Ernährungs-, Haushalts-, Lebensmittelwissenschaften oder ein vergleichbares Studium abgeschlossen haben oder studieren. Derzeit repräsentiert der VDOE rund 4.000 Mitglieder. Vorrangige Ziele sind die Erschließung von Arbeitsgebieten für die Berufsgruppe sowie die Sicherung und Förderung ihres qualifikationsgerechten Einsatzes.

Dr. Mischa Kläber | Seit 2012 Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Lehrbeauftragter für die Themenfelder Sportorganisationen sowie Sport und Gesundheit am Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt. 2009 – 2012 Wissenschaftlicher Assistent (Habilitand) an der TU Darmstadt, 2006 – 2009 Promotions­stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 2009 Promotion in der Sportwissenschaft. Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Der Deutsche Olympische Sportbund e.V. (DOSB) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein eingetragener Verein (e.V.) und die größte Personenvereinigung Deutschlands. Mit seinen 100 Mitgliedsorganisationen, in denen über 27 Millionen Mitglieder in rund 90.000 Sportvereinen organisiert sind, ist der DOSB der größte Bewegungsanbieter in Deutschland und versteht sich zugleich als „Anwalt für Bewegung“. Daher bringt sich der DOSB seit Jahrzehnten in entsprechenden Netzwerken und Bundesgremien ein.

Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt Klimawandel„Die Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit werden stärker spürbar“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt den Klimawandel als größte gesundheitliche Bedrohung der Menschheit und stellt den diesjährigen Weltgesundheitstag am 7. April unter das Motto „Our planet, our health“ („Unser Planet, unsere Gesundheit“). Einblicke in Strategien und Maßnahmen zum Klima- und Gesundheitsschutz, insbesondere zum Schutz vor Hitzewellen, gibt Dr. Ina Zimmermann, Leiterin des Bereichs Gesundheitsförderung/Gesundheitsplanung im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg und Mitglied im Sprecher*innenrat des Gesunde Städte-Netzwerks.

„Die Folgen des Klimawandels werden auch in Deutschland stärker spürbar: Hohe Temperaturen und Hitzewellen führen in den Kommunen und besonders in Städten zunehmend zu Gesundheitsproblemen der Bevölkerung.

Zu den Risikofaktoren zählen soziodemografische Faktoren wie Alter, finanzielle Lage, Bildungsniveau oder sprachliche Barrieren, individuelle Faktoren wie Vorerkrankungen oder lebensweltliche Bedingungen wie die Wohn- und Lebenssituation der Menschen. Daher besitzt die Anpassung an Hitzeereignisse zur Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsschäden eine hohe und vor dem Hintergrund des Klimawandels drängende gesundheitspolitische Relevanz.

Kommunale Hitzeaktionspläne richten sich daher vor allem auf besonders hitzevulnerable Gruppen wie Kleinkinder und Säuglinge sowie ältere Menschen, Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, Menschen mit psychischen oder chronischen Erkrankungen, suchtkranke und/oder wohnungslose Menschen. Gerade für sie stellen Hitzewellen eine teils extreme gesundheitliche Herausforderung dar, die zu ernsthaften Erkrankungen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Während der Corona-Pandemie kam und kommt es zusätzlich zu einer Verstärkung von Gesundheitsrisiken durch Hitze, denn gerade vulnerable Gruppen können sich nicht ausreichend davor schützen. Bei fehlenden Grünflächen im unmittelbaren Wohnumfeld bieten sich insbesondere auch für Kinder nicht genügend Möglichkeiten für Bewegung und Abkühlung im Freien. Auch ältere, mobilitätseingeschränkte und chronisch erkrankte Menschen trauen sich möglicherweise aus Angst vor einer Ansteckung nicht nach draußen. Auch die regelmäßige Unterstützung und Hilfestellung durch jüngere Personen bleibt dann häufig aus.

Menschen in sozioökonomisch benachteiligten Quartieren wohnen häufiger in Wohnungen mit einem niedrigeren energetischen Standard, unzureichender Dämmung und Kühlung.

Die Pandemiesituation unterstreicht mehr denn je, dass Klimaanpassungsstrategien auf kommunaler Ebene notwendig sind. Innerhalb von Stadtverwaltungen kommt den Gesundheitsämtern eine wichtige Aufgabe zu.

Das Gesunde Städte-Netzwerk engagiert sich auch als Mitglied im Healthy Cities Netzwerk der WHO Europa und hat begonnen, sich diesem Problem zu stellen und negative gesundheitliche Folgen des Klimawandels in den Kommunen abzuwenden und abzumildern.

Dazu haben bereits einige Mitglieds-Kommunen Hitzeaktionspläne verabschiedet und viele arbeiten daran. Dresden und Mannheim sind aktuelle Beispiele. Auch die wissenschaftliche Unterstützung ist dabei von Bedeutung: Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten haben begonnen.

Ziel von kommunalen Hitzeaktionsplänen ist es

  • das Wohlbefinden der Bevölkerung in Hitzeperioden zu erhöhen oder wenigstens zu erhalten, die Kompetenz der Bevölkerung mit Hitze umzugehen zu steigern,
  • die gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Mortalität in der Bevölkerung durch Hitze zu vermindern,
  • der Überlastung des Gesundheitssystems durch hitzebedingte Erkrankungen und Notfälle entgegenzuwirken sowie
  • die Bevölkerung vor Gefahren durch Hitzewellen zu warnen und zu sensibilisieren

Das Gesunde Städte-Netzwerk ist eine Lernplattform zum Austausch von Erfahrungen und zur Qualifikation für kommunale Gesundheitsförderung und Prävention. Es hat daher in seinen Veranstaltungen, seinen Kooperationen und seinen Medien das Thema Hitzeschutz und Gesundheit hoch auf seine Agenda gesetzt.

Immer mehr Kommunen, auch im Gesunde Städte-Netzwerk, verpflichten sich mit neuen Leitbildern auf eine vorbildliche nachhaltige Lebensqualität mit hoher Sicherheit als Grundlage für ein gesundes, glückliches Leben für alle Menschen. Dazu gehört auch die klimagerechte – demnächst klimaneutrale – und resiliente Stadt.

Wir laden alle Kommunen ein, sich mit dem Gesunde Städte-Netzwerk auf den Weg zu machen!“

Kontakt für den Sprecher*innenrat des Gesunde Städte-Netzwerk: Dr. Ina Zimmermann.


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Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Klimawandel: Interview mit Jörg Freese, Beigeordneter für Jugend, Schule, Kultur und Gesundheit, Deutscher Landkreistag.

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung erfahren Sie hier.

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Dr. Ina Zimmermann | Sozialwissenschaftlerin, Leiterin des Bereichs Gesundheitsförderung/Gesundheitsplanung im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, Mitglied im Sprecher*innenrat des Gesunde Städte-Netzwerk sowie im Beirat zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) des Bundesministeriums für Gesundheit.

Das Gesunde Städte-Netzwerk Deutschland versteht sich als kommunales Sprachrohr auf der Bundesebene für die kompetente Gestaltung einer lebensweltlichen Gesundheitsförderung durch integrierte Handlungsansätze und bürgerschaftliches Engagement. Im Juni 1989 in Frankfurt am Main gegründet, umfasst das Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland heute 92 Mitgliedskommunen, mit insgesamt über 24 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Besonderheit: Sowohl auf Bundesebene als auch vor Ort wirken kommunale Verwaltungen und zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine und Träger aus der Gesundheits- und Selbsthilfearbeit gleichberechtigt zusammen.


Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt Klimawandel„Klimawandel und Gesundheit dürfen nicht isoliert betrachtet werden“

Unter dem Motto „Our Planet, our health“ („Unser Planet, unsere Gesundheit“) setzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Weltgesundheitstag 2022 den Fokus auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit. Um Bedingungen für das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen zu schaffen, nehmen Kommunen eine Schlüsselrolle ein. Über die Herausforderungen des Klimawandels für den ländlichen Raum sprechen wir mit Jörg Freese, Beigeordneter für Jugend, Schule, Kultur und Gesundheit, Deutscher Landkreistag.

„Die deutschen Landkreise haben einige wesentliche Kompetenzen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wie auch für Prävention und Gesundheitsförderung der Bevölkerung. Beide Aufgabenbereiche sollte man nicht mehr isoliert betrachten. Denn die Veränderungen, insbesondere der massive Klimawandel, bedrohen unsere natürliche Lebensgrundlagen, aber auch die Gesundheit jedes Individuums.

Daher sind die bereits 2019 formulierten Empfehlungen zum Fortschritt von Klimaschutz und Klimaanpassung im deutschen Gesundheitswesen auch für die Landkreise von Bedeutung: Die systematische und flächendeckende Umsetzung von Hitzeschutzplänen zur Reduktion von hitzebedingten Gesundheitsrisiken, die Reduktion des CO2-Fußabdrucks des deutschen Gesundheitssektors und die Integration von Klimawandel und Gesundheit in Aus-, Fort- und Weiterbildung von Gesundheitsberufen.

Jedem ist klar, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, bevor die Umsetzung beispielsweise von flächendeckenden Hitzeschutzplänen Realität geworden ist. Denn sollen sie wirksam sein, so ist es notwendig, die Interessen verschiedenster Gruppen im Gemeinwesen zusammenzuführen und auf gemeinsame Ziele zu vereinen. Das erfordert eine Überzeugungsarbeit, die vor allem auch Zeit kostet.

Die Landkreise setzen in ihrem Verantwortungsbereich viele Maßnahmen um, die der Verhältnisprävention zuzurechnen sind. Aufgrund der dünneren Besiedlung in den Landkreisen gegenüber Ballungsräumen treten zwar andere Probleme auf als beispielsweise in Großstädten. Dennoch müssen auch die Landkreise und ihre kreisangehörigen Städte und Gemeinden dafür Sorge tragen, dass die gesamte Bevölkerung bei Hitze durch geeignete Maßnahmen sowohl der Bauleitplanung als auch durch den Ausbau von Grünflächen und weiteren Maßnahmen geschützt wird.

Wichtig ist auch die Kooperation zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen. Eine Politik, die darauf gerichtet ist, die Herstellung vor allem auch erneuerbarer Energien und beispielsweise Stromtrassen erneut vorrangig in die ländlichen Räume zu verlagern und damit die Lasten einseitig dort zusammenzuführen, um in Großstädten möglichst „klimaneutral“ leben und arbeiten zu können, wird nicht funktionieren.

Es muss eine sinnvolle und gerechte „Arbeitsteilung“ zwischen dicht und weniger dicht besiedelten Räumen in Deutschland erfolgen. Hierfür muss die Bundesregierung die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Akzeptanz von Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Energiewende – und damit auch ein wesentlicher Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung in Deutschland.

Für die Landkreise sind Krankenhäuser, die häufig auch in eigener Trägerschaft vorgehalten sind, die wichtigsten Einrichtungen des Gesundheitswesens. Krankenhäuser sind aber auch große Energieverbraucher. Diese Tatsache muss für die Landkreise vor allem als Träger von eigenen Krankenhäusern eine zunehmende Rolle spielen. Dann wird dies ein weiterer Beitrag für den Gesundheitsschutz sowohl der Menschen, die im Krankenhaus und im Gesundheitswesen allgemein arbeiten als auch für die Patientinnen und Patienten – und damit die Bevölkerung insgesamt.“


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Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Klimawandel: Interview mit Dr. Ina Zimmermann, Leiterin des Bereichs Gesundheitsförderung/Gesundheitsplanung im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg und Mitglied im Sprecher*innenrat des Gesunde Städte-Netzwerks.

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Jörg Freese | Diplom-Verwaltungswirt (FH), seit 2008 Beigeordneter beim Deutschen Landkreistag und dort verantwortlich für Kinder- und Jugendhilfe, Schule und Kultur sowie Gesundheit. Zuvor stellvertretender Geschäftsführer Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern. Nach dem Studium Tätigkeit bei der Landeshauptstadt Kiel.

Der Deutsche Landkreistag ist der kommunale Spitzenverband der Landkreise auf Bundesebene. Er vertritt die Interessen der Landkreise gegenüber Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat.

Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt Gesundheitskompetenz„Gesundheitskompetenz lässt sich leichter beeinflussen als andere soziale Gesundheits-determinanten“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa und das Netzwerk zur Messung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und von Organisationen (M-POHL) haben gemeinsam den „Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19)“ initiiert. Insgesamt 17 Länder haben an der Gesundheitskompetenz-Studie teilgenommen, darunter auch Deutschland mit der Universität Bielefeld und der Hertie School Berlin. Die HLS19 Studie soll u.a. eine empirische Datenbasis für eine evidenzbasierte Gesundheitskompetenzpolitik schaffen und die Bedeutung von Gesundheitskompetenz auf der politischen Ebene stärken. Dazu ein Interview mit Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter der HLS19 Studie.

Die HLS19 Studie ergab, dass im Schnitt fast die Hälfte, 46 Prozent, aller Befragten in den teilnehmenden Ländern über eine geringe Gesundheitskompetenz verfügt. Beunruhigt Sie dieses Ergebnis inmitten der Corona-Pandemie?

In etwa entspricht dieses Ergebnis dem Resultat der früheren HLS-EU Studie (Erhebung 2011 in acht Mitgliedsländern der Europäischen Union), in der zwischen einem Drittel und zwei Dritteln der Befragten je nach Land begrenzte, das heißt inadäquate oder problematische allgemeine Gesundheitskompetenz hatten. In der HLS19 Studie sind es, je nach Land, in etwa zwischen einem Viertel und drei Viertel der Befragten.

Die größere Spannweite der Variation des Anteils kann aber auch sowohl an Änderungen der Methode wie an einer anderen Zusammensetzung der teilnehmenden Länder, diesmal der europäischen WHO-Region, liegen. Je nach Land ist der Anteil derjenigen mit begrenzter Gesundheitskompetenz in beiden Studien beunruhigend – das auch schon unabhängig von der Corona-Pandemie.

Aber in Zeiten der Corona-Pandemie ist geringe Gesundheitskompetenz noch problematischer, da höhere Anforderungen vor allem auch an präventive gesundheitsrelevante Entscheidungen und Handlungen der Bürgerinnen und Bürger und der Patientinnen und Patienten gestellt werden.


In welchen Bereichen ist eine Förderung der Gesundheitskompetenz notwendig?

In der HLS19 Studie wurden neben der allgemeinen Gesundheitskompetenz auch spezifische Gesundheitskompetenzen gemessen: digitale Gesundheitskompetenz, navigationale Gesundheitskompetenz (im Krankenbehandlungssystem), impfbezogene Gesundheitskompetenz und kommunikative Gesundheitskompetenz (mit Ärztinnen und Ärzten).

Für Deutschland liegen Ergebnisse für die digitale, navigationale und kommunikative Gesundheitskompetenz vor. International ist die kommunikative Gesundheitskompetenz eher etwas besser als die allgemeine, während die impfbezogene ungefähr gleich groß ist und die digitale und vor allem die navigationale noch deutlich schlechter als die allgemeine Gesundheitskompetenz sind. Somit ist neben der allgemeinen, impfbezogenen und der kommunikativen vor allem auch eine Förderung der navigationalen und digitalen Gesundheitskompetenz notwendig!


Geringe Gesundheitskompetenz geht mit einem ungesünderen Gesundheitsverhalten, schlechterem subjektiven Gesundheitszustand und einer intensiveren Inanspruchnahme des Gesundheitssystems einher. Die Gesundheitskompetenz hat also Einfluss auf die individuelle Gesundheit und auf die Kosten im Gesundheitssystem. Welche Voraussetzungen schafft die HLS19 Studie, damit gesundheitspolitische Veränderungen möglich sind?

Die HLS19 Studie zeigt Zusammenhänge auf zwischen Gesundheitskompetenz und, was Lebensstile betrifft, vor allem einen positiven Zusammenhang mit mehr physischer Aktivität, bzw. gesünderer Ernährung. Besonders ausgeprägt ist der Zusammenhang mit selbst-eingeschätzter Gesundheit: Befragte mit besserer Gesundheitskompetenz schätzen ihre Gesundheit besser ein, haben eher weniger chronische Krankheiten und sind in ihren Aktivitäten weniger durch chronische Krankheiten oder Gesundheitsprobleme eingeschränkt. Befragte mit besserer Gesundheitskompetenz nahmen tendenziell Gesundheitsdienste, vor allem Notfallambulanzen und praktische Ärztinnen und Ärzte, etwas weniger in Anspruch.

Damit demonstriert die HLS19 Studie, soweit das mit einem cross-sectional Studiendesign überhaupt möglich ist, dass personale Gesundheitskompetenz relevant ist für gesündere Lebensstile, Indikatoren der Gesundheit und Inanspruchnahme des Krankenbehandlungssystems, auch wenn andere mögliche Einflussfaktoren, wie Geschlecht, Alter, Bildung, sozialer Status und finanzielle Situation kontrolliert sind. Aber auch diese Ergebnisse variieren beträchtlich nach Land.

Für gesundheitspolitische Veränderungen ist wichtig, dass sich Gesundheitskompetenz prinzipiell leichter beeinflussen lässt als die „klassischen“ sozialen Determinanten der Gesundheit. Wobei zu berücksichtigen ist, dass Gesundheitskompetenz auf zweierlei Weise beeinflusst werden kann: durch Lernangebote zur Verbesserung der personalen Gesundheitskompetenz und/oder durch Verringerungen der Anforderungen der situativen Verhältnisse, die für Gesundheitskompetenz relevant sind. Dabei ist es beispielsweise einfacher und wirksamer, die Lesbarkeit und Verständlichkeit eines Textes zu verbessern als die Lesefähigkeit all jener, für die der Text gedacht ist. Ersteres kann man auch einfach tun, letzteres hängt dagegen von der Lernbereitschaft und Lernfähigkeit anderer ab und erfordert relativ viel Zeit, bis es wirksam wird.


Die Gesundheitskompetenz ist sozial ungleich verteilt. Insbesondere Menschen mit niedrigem sozialem Status und im höheren Lebensalter zeigen eine unterdurchschnittliche Gesundheitskompetenz. Wie und in welchen Bereichen können/müssen hier gezielt Verbesserungen erzielt werden?

Die HLS19 zeigt vor allem, für welche Bevölkerungsgruppen Gesundheitskompetenz problematisch ist und welche Aufgaben als besonders schwierig erlebt werden. International gesehen waren im Hinblick auf Gesundheitskompetenz vor allem Befragte vulnerabel, die ihre Gesundheit als schlecht einschätzten, finanziell depriviert waren, die ihren sozialen Status als schlecht einschätzten oder einen niederen Bildungsgrad hatten. Aufgaben, die als schwierig erlebt wurden, waren vor allem die Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Therapien zu beurteilen, wie man sich vor Krankheiten aufgrund von Informationen in den Massenmedien schützen kann, und Informationen zu finden für den Umgang mit psychischen Problemen.

Die Studie erlaubt daher die Planung und Implementation von spezifischen, für bestimmte Adressaten beziehungsweise Aufgaben maßgeschneiderten Interventionen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz im jeweiligen Land. Da die relative Schwierigkeit von vier Arten von Aufgaben gemessen wurde, nämlich gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden in den Bereichen Krankenbehandlung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung, kann auf diese unterschiedlichen Arten von Aufgaben fokussiert werden.


Insgesamt haben 17 Länder an der HLS19 Studie teilgenommen. Was können wir von Ländern, in denen die Gesundheitskompetenz gut/besser ausgeprägt ist, lernen?

Das ist aufgrund der HLS19 Studie nicht leicht zu beantworten. Die Studie zeigt zunächst nur auf, wie das Niveau der Gesundheitskompetenz in den einzelnen Ländern unterschiedlich verteilt ist und wie stark die Zusammenhänge der Gesundheitskompetenz mit potenziellen Determinanten und Folgen unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

Dabei sind Unterschiede zwischen den 17 beteiligten Ländern zum Teil auch ein Ergebnis von etwas unterschiedlichen Erhebungsmethoden in den Länderstudien, von unterschiedlicher demografischer Zusammensetzung ihrer Bevölkerungen, von Unterschieden ihrer Schul-, Gesundheits- und Politiksysteme beziehungsweise von bereits vorhandenen unterschiedlichen Politiken bezüglich Gesundheitskompetenz. Daher ist es schwierig, von den Daten anderer Länder direkt zu lernen.

Aber aus Studien und Überblicksarbeiten über den Erfolg von Vorgehensweisen und Maßnahmen zur Gesundheitskompetenz kann gelernt werden, was, wo, unter welchen Bedingungen erfolgreich war. Solche Arbeiten sind zum Beispiel die WHO-Publikation „Gesundheitskompetenz – Die Fakten“ (2016) (PDF), oder eine neuere Studie, „Health Literacy: What lessons can be learned from the experiences and policies of different countries“ (Adriaenssens et al., 2021).


Im November 2021 wurden die Ergebnisse der HLS19 Studie vorgestellt. Welche nächsten Schritte sind nun geplant?

Im internationalen M-POHL Konsortium beziehungsweise der HLS19 Studie geht es vor allem um weitere Auswertungen und Publikationen der Daten zu spezifischen inhaltlichen und methodischen Fragestellungen, auch zur Vorbereitung der nächsten Erhebung 2024 und um die Erarbeitung von Fact Sheets zur leichteren Verbreitung der neuen Messinstrumente. Weiterhin wird neben der WHO auch mit der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) kooperiert werden.

Auch sollen Projekte zur Messung der organisationalen Gesundheitskompetenz, wie zum Beispiel in Krankenhäusern, gestartet werden. Das alles wird auch von der WHO-Europa unterstützt und die Ergebnisse werden auch in deren Initiativen einfließen. Interventionen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz werden aber vor allem in den einzelnen Ländern unter Berücksichtigung ihrer besonderen Ergebnisse und der jeweiligen nationalen Gegebenheiten durchgeführt werden.

Für Deutschland heißt das, an den bereits auf Basis der HLS-EU Untersuchung erstellten „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ und dessen fünf Strategiepapiere „Gesundheitskompetenz im Erziehungs- und Bildungssystem fördern“, „Gesundheitskompetenz in die Versorgung von Menschen mit chronischer Erkrankung integrieren“, „Den Umgang mit Gesundheitsinformationen in den Medien erleichtern“, „Gesundheitskompetenz als Standard auf allen Ebenen im Gesundheitssystem verankern“ sowie „Gesundheitskompetenz systematisch erforschen“ anzuschließen.

Auch die Ergebnisse der zusätzlichen Studie „Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland“ und von Studien zum möglichen Einfluss der Corona-Pandemie sollten mit einbezogen werden. An der Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans arbeitet bereits eine internationale Expertengruppe.


Die Fragen stellte Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Gesundheitskompetenz. Interview mit den HLS-GER 2 – Studienleiterinnen, Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva-Maria Berens, vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld. 

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Univ.-Prof. Dr. phil. Jürgen M. Pelikan | Emeritierter Professor am Institut für Soziologie an der Universität Wien; Direktor des WHO-Kooperationszentrums für Gesundheitsförderung in Krankenhaus und Gesundheitswesen an der Gesundheit Österreich GmbH. Leiter von internationalen und nationalen Projekten zur Gesundheitsförderung (Health Promoting Hospitals, Health Promotion in General Practice and Community Pharmacy, Migrant Friendly Hospitals), zur Qualitätsentwicklung und zur Integration der Versorgung im Gesundheitswesen, und derzeit vor allem zur personalen und organisatorischen Gesundheitskompetenz

Prävention und Gesundheitsförderung - Erster Bericht des Beirates Pakt ÖGD„Den ÖGD stärken – Prävention und Gesundheitsförderung weiterdenken“

Der Beirat Pakt ÖGD (Beirat zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst in Umsetzung des Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst), in dem auch die BVPG vertreten ist, spricht Empfehlungen dazu aus, wie der Öffentliche Gesundheitsdienst langfristig und zukunftsorientiert modernisiert werden kann. Die Stärkung der Rolle des ÖGD ist zudem auch eines der BVPG-Schwerpunktthemen. Nun liegt ein erster Bericht des Beirates Pakt ÖGD vor. Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des Beirates Pakt ÖGD, Direktorin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen und Vorstandsmitglied der BVPG, berichtet über die Ergebnisse und anstehenden Maßnahmen.

Frau Dr. Teichert, der Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst wurde mit einer Förderlaufzeit von sechs Jahren beschlossen. Der zur Umsetzung des Pakts einberufene „Beirat Pakt ÖGD“ hat nun erste Empfehlungen ausgesprochen.

Dies vorweg: Der Beirat Pakt ÖGD besteht aus drei Einzelsachverständigen und weiteren zwölf Sachverständigen, die als Mitglieder berufen wurden. Unter diesen Sachverständigen für Institutionen ist auch die BVPG mit einem Sitz im Beirat vertreten. Der Beirat hat auf seiner konstituierenden Sitzung im April 2021 insgesamt drei Arbeitsgruppen gegründet. Eine davon beschäftigte sich mit dem Thema Personal, Finanzierung und Digitalisierung in der Umsetzung des Paktes für den ÖGD, eine weitere mit den Themen Krisenmanagement, Risikokommunikation und Vernetzung. Die dritte Arbeitsgruppe schließlich befasste sich mit dem Thema Public Health inklusive Forschung und Wissenschaft sowie Medizin und inhaltliche Weiterentwicklung.


Was sind die wesentlichen Inhalte? Welche konkreten Maßnahmen stehen nun an?

Die genannten drei Arbeitsgruppen haben ihre Ergebnisse in einem zehn Kapitel umfassenden Bericht zusammengetragen. Er enthält konkrete Empfehlungen für Bund und Länder, wie der ÖGD-Pakt umgesetzt werden kann und soll. So empfiehlt der Beirat beispielsweise, dass die Stellen, die über den ÖGD-Pakt in den Gesundheitsämtern geschaffen werden, nicht an die Paktlaufzeit geknüpft, sondern unbefristet eingerichtet werden. Empfohlen werden überdies Maßnahmen zur Unterstützung von vulnerablen Bevölkerungsgruppen und eine grundsätzliche Stärkung der Gesundheitsberichterstattung als Grundlage von Gesundheitsplanung.

Außerdem war der Beirat beauftragt, in seinem ersten Bericht den Fokus auf Krisenmanagement zu legen. Hier bedarf es nach den Analysen der Expertinnen und Experten zum Beispiel unter anderem eines umfangreichen Qualifizierungsangebots für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, einer besseren Vernetzung mit den Katastrophenschutzbehörden und praktikabler Leitlinien in puncto Risiko- und Krisenkommunikation.


Die Empfehlungen des Beirates betreffen also in erster Linie das Management von Pandemien und gesundheitlichen Notlagen. Wie können denn Prävention und Gesundheitsförderung – auch und gerade auf kommunaler Ebene – im und durch den ÖGD befördert und gestärkt werden?

Im Pakt für den ÖGD ist keine Stellenkonzentration auf den Bereich der Pandemie vorgesehen. Der ÖGD soll insgesamt gestärkt werden. Das bedeutet, dass Prävention und Gesundheitsförderung natürlich auch analysiert und weitergedacht werden müssen. Die einzelnen Länder – und die Gesundheitsämter – erstellen für die Umsetzung des Pakts Personalaufwuchskonzepte. Dabei müssen die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung mit entsprechender personeller Verstärkung eingeplant werden.

Wichtig ist dabei unter anderem, dass bisherige Hürden für Neueinstellungen abgebaut werden. Das beginnt bei den Stellenausschreibungen. Hier muss künftig noch genauer und differenzierter geschaut werden, welche Berufsqualifikationen für den Bereich der Öffentlichen Gesundheit insgesamt wichtig sind beziehungsweise wie man Fachpersonal für den Öffentlichen Gesundheitsdienst kontinuierlich aus- und weiterbildet.


Dem ersten Beiratsbericht sollen weitere folgen. Welches werden die thematischen Schwerpunkte sein und wie sind die Verantwortlichkeiten aufgeteilt?

Der Expertenbeirat hat auf seiner ersten Sitzung nach Veröffentlichung des Berichts beschlossen, die Struktur der Arbeitsgruppen beizubehalten und zu erweitern. Deren genaue Zusammensetzung ist zurzeit noch in Abstimmung.

Da wir uns aber weiterhin in einer Pandemie befinden, wird der Themenbereich Risiko- und Krisenkommunikation auch in den kommenden Monaten im Fokus stehen. Hierzu wird es außerdem voraussichtlich einen eigenen Bericht mit Analysen und Empfehlungen des Expertenbeirats geben. Neu hinzugekommen ist eine Arbeitsgruppe zum Thema Digitalisierung im ÖGD, einem der Schwerpunkte für 2022. Geplant ist unter anderem, externe Expertinnen und Experten zu diesem Thema anzuhören.

Eine weitere Arbeitsgruppe wird sich mit dem Bereich Multiprofessionalität im ÖGD beschäftigen. Dazu gehören auch die Themen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Verbindung des ÖGD mit Wissenschaft und Forschung.

Für etwa Mitte 2022 ist eine zusätzliche neue Arbeitsgruppe geplant, die sich mit dem Thema „länderübergreifende Aufgaben des ÖGD“ beschäftigen wird.


Der zukünftige ÖGD soll bürgernah, multiprofessionell und vernetzt sein. Was muss sich denn in der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Mitarbeitende im ÖGD und in der Forschung in Zukunft ändern, damit das erreicht werden kann?

Es geht darum, diese Kompetenzen zu verstärken und auszubauen. Die bereits bestehende Bürgernähe des ÖGD hat sich ja unter anderem während der Corona-Pandemie gezeigt. Die Gesundheitsämter wurden und werden als direkte Ansprechpartner wahrgenommen und genutzt. Außerdem gibt es die aufsuchenden Hilfen, etwa für behinderte und psychisch kranke Menschen sowie den kinder- und jugendpsychologischen Dienst. Auch die Sprechstunden für andere Bereiche werden intensiv genutzt.

Die ganze Bandbreite der vom ÖGD „beackerten“ Themen und Inhalte lässt sich auch am Veranstaltungsportfolio der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen ablesen, die Aus-, Fort- und Weiterbildungen für alle Berufsgruppen des ÖGD anbietet. Dazu gehören auch Trinkwasserkontrollen, Krankenhausbegehungen und vieles mehr. Dieses Spektrum umfasst explizit auch Prävention und Gesundheitsförderung. So bildet die Akademie beispielsweise kommunale Gesundheitsmoderatorinnen und -moderatoren aus.

Um darüber hinaus die Digitalisierung im ÖGD voranzubringen, hat die Akademie außerdem das Projekt „Digitale Tools im ÖGD“ eingerichtet, das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird. Im Rahmen dieses Projekts werden digitale Lösungen durch ein strukturierteres und standardisiertes Prüfverfahren bewertet. Es geht darum, festzustellen, welche dieser Tools für den Einsatz im Öffentlichen Gesundheitsdienst geeignet sind. Eine entsprechende Auswahl wird dann beispielsweise den Gesundheitsämtern als Orientierungshilfe bei der Auswahl von digitalen Lösungen zur Verfügung gestellt.


Die Fragen stellten Dr. Beate Grossmann und Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Weitere Informationen zur BVPG-Statuskonferenz „Die Bedeutung des ÖGD für die kommunale Prävention und Gesundheitsförderung“ erhalten Sie hier.

Interview mit Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) und Mitherausgeberin des ersten Standardwerks zum Thema Health in All Policies (HiAP) in Deutschland.

Interview zum Thema „Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderungmit Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, Universität Bielefeld und Radboud Universität in Nijmegen (NL).

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten erfahren Sie hier.

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Dr. med. Ute Teichert | MPH; Direktorin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf; Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD); Vorsitzende des von Bund und Ländern eingesetzten Beirats zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst in Umsetzung des Pakts für den ÖGD; Kommissionsmitglied im von der Bundesregierung und dem Deutschen Bundestag berufenen Sachverständigenausschuss nach § 5 Absatz 9 Infektionsschutzgesetz. Arbeitsschwerpunkte: Öffentliches Gesundheitswesen, Pakt für den ÖGD, Bevölkerungsmedizin und Krisenmanagement, Public Health-Forschung.

Die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen mit Sitz in Düsseldorf ist eine öffentlich-rechtliche Bildungsinstitution, die von den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen finanziert wird. Sie wurde 1971 als bundesweit einzige länderübergreifende Einrichtung zur Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Beschäftigten im Öffentlichen Gesundheitsdienst gegründet. Ferner gehört die angewandte Forschung im Bereich des Öffentlichen Gesundheitswesens zu ihren Aufgaben.

Prävention und Gesundheitsförderung im Alter„Für eine gelingende Prävention brauchen wir eine Kultur des Alterns”

Die letzten Jahre des Berufslebens, der Übergang ins Rentenalter und die Zeit nach dem regulären Ende des Berufslebens – so lässt sich die dritte Lebensphase charakterisieren. Durch die steigende Lebenserwartung ist insbesondere der Lebensabschnitt nach der beruflichen Tätigkeit sehr viel länger geworden und hat sich in seiner Art und Weise, wie er gelebt werden kann, in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Mit Prof. Dr. Eva-Marie Kessler, Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin, Sprecherin der Interessengruppe „Klinische Gerontopsychologie und Psychotherapie im höheren Lebensalter“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs) und Referentin auf der BVPG-Statuskonferenz zum Thema „Psychische Gesundheit in der dritten Lebensphase“, betrachten wir diese Lebensphase aus der Perspektive der psychischen Gesundheit. Wir sprechen mit der Gerontopsychologin u.a. darüber, welche Herausforderungen sich für psychische Gesundheit in der dritten Lebensphase stellen und wie gesundes Altern gelingen kann.

Voraussetzung für gesundes Altern ist es, sich auf die (Entwicklungs-)Potenziale im Alter zu fokussieren. Welche Faktoren tragen zur Resilienz bis ins hohe Alter bei? Welchen Einfluss hat ein positives subjektives Alternserleben?

Es besteht kein Zweifel, dass wir, wenn wir älter werden, mehr Verlusterfahrungen machen: körperliche Erkrankungen nehmen zu, kognitive Ressourcen nehmen ab, unsere sozialen Netzwerke werden kleiner, die Lebenszeit als eine ganz wichtige Ressource läuft immer mehr aus. Wenn man aber Menschen im Alter fragt, wie zufrieden sie mit Ihrem Leben sind oder auch wie häufig sie positive Gefühle erleben, dann zeigt die Mehrheit ein genau so hohes oder sogar höheres Wohlbefinden wie bzw. als jüngere Menschen.

Wir sprechen in der Gerontopsychologie deshalb vom „Paradox des subjektiven Wohlbefindens“. Das Wohlbefindensparadox spiegelt sich übrigens auch in der Tatsache wider, dass die Prävalenz von Major Depression, also klinisch relevanter Depression, im Alter nicht – wie häufig vermutet – zunimmt, sondern genauso häufig auftritt wie in früheren Lebensphasen.

Ein wesentlicher Grund für diese bemerkenswerte Resilienz im höheren Lebensalter ist, dass es zu einer Verschiebung von Prioritäten kommt: Wenn wir älter werden, wenden wir unsere Aufmerksamkeit tendenziell mehr hin zu positiven und sinnstiftenden Dingen und versuchen, negativen Erfahrungen und Gefühlen aus dem Weg zu gehen beziehungsweise uns nicht davon zu stark einnehmen zu lassen. Wir nehmen bewusst und unbewusst wahr, dass unsere Lebenszeit abläuft. Dadurch ist uns unser Wohlbefinden im Augenblick und in der Gegenwart wichtig. In der Gerontopsychologie nennen wir das auch den „Positivitäts-Effekt im Alter“.


Etwa 20 Prozent älterer Menschen erfüllen die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Welche Ansätze zur Gesundheitsförderung und Prävention gibt es für diese Gruppe?

Trotz bemerkenswert hoher psychologischer Ressourcen im Alter stoßen wir vor allem an psychische Grenzen, wenn hirnorganische Abbauprozesse oder andere altersassoziierte organische Abbauprozesse ins Spiel kommen, die unsere kognitiven Fähigkeiten, aber auch beispielsweise unsere Fähigkeit, Gefühle zu regulieren, stark beeinflussen. Hier kommt mit anderen Worten die Tatsache ins Spiel, dass – wie dies der renommierte Entwicklungspsychologe und Gerontologe Paul Baltes formuliert hat – die Biologie keine Freundin des Alters ist. In diesem Sinne steigt über die zweite Lebenshälfte hinweg das Risiko extrem deutlich, an Demenz zu erkranken: von nur 1 Prozent bei den 65 bis 69-Jährigen, auf über 12 Prozent bei den 80 bis 84-Jährigen. Und bei den 90-Jährigen sind es schon über 40 Prozent.

Ein Lancet Report aus dem Jahr 2020 benennt auf der Grundlage einer umfassenden Studienübersicht insbesondere folgende Public Health-Strategien, um die Neuerkrankungsrate von Demenz weiter zu senken: bessere Bildung, stärkere Verbreitung von Hörgeräten, die Förderung sozialer Teilhabe im Alter und die Verbesserung der Herzkreislaufgesundheit durch bessere medizinische Versorgung und Förderung körperlicher Aktivität.

Insgesamt ist Gesundheitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen im Alter ein Bereich, in dem – auch in Abhängigkeit des Erkrankungsbildes – vielfältige Wege eingeschlagen werden müssen. Eine bereichsübergreifende Strategie ist dabei sicherlich die, dass wir als Gesellschaft für und gemeinsam mit älteren Menschen im höheren Lebensalter sinnstiftende soziale Rollen und Betätigungsfelder identifizieren und ausbauen müssen, in denen sie selbst aktiv in sozialen Netzwerken sind, Verpflichtungen und Aufgaben übernehmen und für andere da sind. Ein gelungenes Beispiel hierfür sind Programme zur Förderung ehrenamtlichen Engagements im Alter.


Wie steht es um die Versorgungslage älterer und multimorbider Menschen mit psychischen Erkrankungen? Welche psychotherapeutischen Ansätze sind in ihrer Wirksamkeit belegt und werden angewandt?

Insgesamt haben wir es mit einer enorm schlechten Versorgungslage im Alter zu tun. Ich will das einmal am Beispiel der Depression festmachen: Nicht einmal 5 Prozent der 65-Jährigen mit Diagnose Depression werden psychotherapeutisch behandelt, bei den über 75-Jährigen mit Diagnose Depression sind es dann sogar unter 1 Prozent. Und das, obwohl es Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen im Alter gibt, die auch klar evidenz- und leitlinienbasiert sind.

Dazu gehört die sog. Lebensrückblicktherapie bei Depression oder auch Posttraumatischer Belastungsstörung. Bei dieser Einzel- oder auch Gruppentherapie gehen die Patientinnen und Patienten mit Unterstützung des Therapierenden die Lebensgeschichte durch. Die Patientinnen und Patienten werden angeregt, das starre Bild, dass sie gescheitert sind und Dinge falsch gemacht haben, nach und nach aufzulösen. Dadurch entwickelt sich Selbstakzeptanz in Bezug auf ihr gelebtes Leben und auch ein neues positiveres Selbstbild, womit die Gegenwart besser bewältigt werden kann und sie auch optimistischer in die Zukunft blicken können.

Bei der kognitiven Stimulationstherapie bei Demenz geht es darum, im Gruppensetting auf eine lustvolle und spielerische Art persönliche Meinungen der Patientinnen und Patienten mit leichter und mittelgradiger Demenz zu stimulieren, sie ihre persönlichen Präferenzen spüren zu lassen und nebenbei mit allen Sinnen Dinge zu lernen. Dadurch werden kognitive Ressourcen stimuliert, die Patientinnen und Patienten sprechen wieder mehr und können ihre Gefühle besser regulieren.

Beide Therapieformen sind trotz Leitlinienempfehlungen der Fachgesellschaften nicht Teil der Regelversorgung in Deutschland – das muss sich dringend ändern!


Zur Förderung psychischen Alterns halten Sie eine Überwindung der kulturell tief verankerten Auffassung notwendig, wonach das Leben im Alter weniger wertvoll ist. Wie kann dies gesamtgesellschaftlich gelingen?

Das fängt damit an, dass wir generationenübergreifend eine Kultur des gemeinsamen Sprechens, des gemeinsamen Austausches über das Alter und Altern entwickeln, über unsere positiven Erwartungen und Hoffnungen, aber auch Ängste, Befürchtungen. Wenn dieser Austausch zu Zukunftsfragen angestoßen wird, löst er Ängste und macht neugierig und verdeutlicht jedem, dass Altern nicht Verlust ist, nicht Abbau. Sondern dass Altern Leben und Entwicklung ist, mit all seinen Herausforderungen und all seinen Potenzialen.

Zu einer Kultur des Alterns gehört auch, dass alte und sehr alte Menschen selbstverständlicher Teil des öffentlichen Diskurses sind. Wir haben in unserem Projekt IM/AGE-19: Altersdarstellungen in deutschen Medien während der Corona-Pandemie herausgefunden, dass hochaltrige Menschen, vor allem Frauen, in Politik-Talkshows im letzten Jahr quasi nicht vorkamen, vor allem nicht in denen zur Corona-Pandemie. Gleichzeitig wurde sehr viel über sie als vulnerable Gruppe gesprochen. Ihre Perspektiven, Erfahrungen und Handlungsempfehlungen wurden nicht gehört. Hätte man dies getan, hätte man damit den Wert des hohen Lebensalters demonstriert. Und womöglich wären wir besser durch die Krise gekommen.


Die Fragen stellte Linda Arzberger, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Interview zum Thema „Gesundes Altern“ mit dem Psychologen und Gerontologen Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, Vorsitzender der Altersberichtskommission der Bundesregierung sowie Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Weitere Informationen zur BVPG-Statuskonferenz „Psychische Gesundheit in der dritten Lebensphase“ finden Sie hier.

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Prof. Dr. Eva-Marie Kessler | Seit 2015 Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin. Psychologische Psychotherapeutin und Leiterin des Spezialbereichs „Psychotherapie im Alter“ an der MSB Hochschulambulanz. 2014 Habilitation an der Universität Heidelberg, ausgezeichnet mit dem Margret-und-Paul-Baltes-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie. 2006 Promotion an der Jacobs University Bremen.

Prävention und Gesundheitsförderung - 70 Jahre IUHPE“Strengthening health promotion systems worldwide is our effort”

The International Union for Health Promotion and Education (IUHPE) is a global professional non-governmental organization dedicated to health promotion around the world. The association of individuals and institutions is committed to improving the health and wellbeing of the people through education, community action and the development of healthy public policy. The Federal Association for Prevention and Health Promotion e.V. (BVPG) has been a member of the IUHPE for many years. 2021 is a jubilee for the IUHPE: The celebration of its 70th anniversary. In our interview Dr. Liane Comeau, Executive Director at the IUHPE, talks about the greatest challenges, the upcoming world conference and the just published strategic plan 2021-2026.

Ms. Comeau, congratulations – the IUHPE celebrates 70 years of advancing global health promotion this year. How do you manage to keep an organization fresh and alive for so long in turbulent times?

Thank you! It is indeed a significant milestone for our organization. My impression, as a member from 2016 to 2018 and as Executive Director since 2018, is that the global community that mobilizes around this organization is very passionate about health promotion. One manifestation of this is that many people remain engaged for a long time and in various functions (as members, Executive Board members, Global Working Group members, etc.). This helps provide continuity, and our core mission remains relevant even after all this time – to foster equity in health and well-being.

There have also been organizational changes, for example the opening of the IUHPE International Secretariat at the School of Public Health of the Université de Montréal in 2017, which was an opportunity to expand our network of members and partners and to engage in new fruitful collaborations; the development of a presence on social media; the increased use of online tools to carry out our business.


How did you react to the pandemic?

Of course, the last year and a half has shown that we can also adapt to changing times and changing priorities. It quickly became evident to us that the COVID-19 pandemic shines a light on a broad range of health inequity issues. It was important to respond by showing that health promotion, as a field, could contribute solutions.

We put out a call for papers to our journal, Global Health Promotion, along with Health Promotion international, and the response was beyond our expectations. This resulted in two double issues of our journal and there are more articles to come. We also engaged in a project with partners in African and Indian communities, demonstrating how health promotion approaches and principles such as community engagement, capacity building, risk communication and basic preventive behaviours, are relevant and valuable in the context of a health crisis.


Every three years, the IUHPE World Conferences take place. Tell us more about it.

Our World Conferences are an opportunity to approach a timely theme from a health promotion perspective. In the lead up to the 23rd IUHPE World Conference on Health Promotion in Aotearoa New Zealand, during the conference, and ever since the conference, the organization has been more explicit in highlighting the role of health promotion to address what is perhaps the most important determinant of health – the state of our planet’s health. For example, the IUHPE Global Working Group on Waoira Planetary Health was created this year and we engaged with a project on grassroots efforts fostering health and planetary health. Both initiatives are led by members of our Executive Board members.

The upcoming conference next May aims to challenge current ways of thinking about policies for health, well-being and equity, for example by highlighting the opportunities presented by disruptions such as health crises.


The IUHPE is named as a Catalyst for Transformative Health Promotion Action. When you look back: What have been the greatest challenges so far, but also the greatest successes?

Addressing determinants of health in ways that have a real impact on equity is a challenge, as it calls for a systemic response that requires important commitments at various levels and across sectors. We have identified requirement for strong health promotion systems that provides a framework for this and we developing technical tools to support systemic action. As one of the requirements is a qualified work force, this framework also builds on previous successes of the organization, for example the IUHPE Global Accreditation System.

Running an accreditation system that highlights the value of the core competencies for health promotion and advocates for the recognition of these competencies is unique to our organization and we are investing time and resources to grow this system by registering qualified practitioners globally and through partners running National Accreditaton Organisations, accrediting courses of study with a health promotion focus, and offering activities – conferences, webinars, training and opportunities to engage – which promote the development of health promotion competencies. This, I feel, is an initiative that directly contributes to the development of health promotion globally.


For global active organizations, it is not always so easy to focus on regional issues or to be noticed and effective at a regional level. How do you master this task?

Regional committees are put in place and members within these regions of the world, for example North America, South West Pacific, and Africa elect a representative to IUHPE’s Executive Board who will represent their interest. There is much flexibility in the way these regional structures operate but developing work plans that align with the organization’s strategic directions while addressing local priorities can help provide coherence to the organization’s efforts.


Lately the IUHPE´s Strategic Plan 2021-2026 was developed in consultation with the IUHPE Executive Board and National Members. What´s the main content?

Our core mission has not changed in 70 years, however the challenge is to articulate it in relation to current priorities and issues in health, and to operationalize our plan for maximum impact. The current strategic plan features actions that are timely, well-defined and achievable within the proposed time frames as well as operational measure that support these actions. The most significant difference from our previous plan, however, is that the 2021-2026 strategic plan places a systems approach to health promotion as its central theme and overarching framework. This means that efforts go towards strengthening health promotion systems, which we believe is key to ensuring health and well-being sustainably and for all.

Of course, implementing plans and carrying out our mission over the years would not be possible without our global community of health promoters: our members. They operate at all levels (in individual roles as students, practitioners, researchers, active retirees; as regional, academic and national institutions) and all over the world. Our members support us, engage with us through activities such as conferences and working groups and are welcome to join us at any time. We are looking forward to gathering in Montreal in May 2022 at the upcoming IHUPE World Conference and hope you will join us, in person or online!


The questions are asked by Dr. Beate Grossmann, Managing Director of the Federal Association for Prevention and Health Promotion e.V., Germany (Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG).

Lesen Sie dazu auch:

Interview mit Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) und Mitherausgeberin des ersten Standardwerks zum Thema Health in All Policies (HiAP) in Deutschland: „Die Umsetzung von Health in All Policies erfordert die Beteiligung ALLER!“

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten erfahren Sie hier.

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Dr. Liane Comeau | is, since April 2018, the Executive Director of the International Union for Health Promotion and Health Education (IUHPE). She has worked in a pan-Canadian NGO, Invest in Kids, as Director of Research and Evaluation, and as Specialized Scientific Advisor at the “Institut national de santé publique du Québec” (INSPQ), focusing on health promotion initiatives targeting children, adolescents and families. Liane Comeau holds a doctorate in developmental psychology from McGill University. She has published scientific papers on various topics and co-authored several reports on policy-relevant topics while at the INSPQ.

The International Union for Health Promotion and Education (IUHPE) is a global professional non-governmental organization dedicated to health promotion around the world. For 70 years, the IUHPE has operated as an independent, global and professional network of people and institutions committed to improving the health and wellbeing of the people through education, community action and the development of healthy public policy. The IUHPE supports actions that empower people to control their own health and that promote healthy societies.

Digitalisierung in der Gesundheitsförderung und Prävention „Digitale Präventionsansätze partizipativ und bedarfsgerecht ausgestalten!“

Das 6. Präventionsforum der Nationalen Präventionskonferenz widmete sich am 15. September 2021 der Digitalisierung in der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention. Gemeinsam mit der Fachöffentlichkeit wurde erörtert, welche Chancen und Herausforderungen die Digitalisierung für die nationale Präventionsstrategie bietet. Keynote-Speaker Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, erläutert im BVPG-Interview, welchen Beitrag die Digitalisierung zum Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen und Prozesse leisten kann und wie es gelingt, durch digitale Technologien ungleiche Gesundheitschancen zu reduzieren und dem „digital divide“ entgegenzuwirken.

Herr Professor Zeeb, Sie waren Keynote-Speaker auf dem 6. Präventionsforum, das in diesem Jahr den Schwerpunkt legte auf die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für die Gesundheitsförderung und Prävention in den Lebenswelten. Welchen Beitrag kann Digitalisierung leisten?

Digitalisierung ist fraglos nicht nur ein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklung, die jetzt schon eingesetzt hat und viele Bereiche von Prävention und Gesundheitsförderung verändert und erweitert. Digitalisierung erlaubt größere Flexibilität und gezieltere Anpassung an Bedarfe und Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen, wenn man nur einmal an die schnell umzusetzende Anpassung an verschiedene Sprachen wie beispielsweise in der Gesundheitskommunikation denkt.

Zudem kann man sich die erhebliche Durchdringung des Alltags mit Internet und Smartphones zu Nutze machen: Hiermit sind mittlerweile fast alle Menschen erreichbar und sie nutzen diese digitalen Technologien. Nun geht es darum, diese große Verbreitung auch für sinnvolle Prävention und Gesundheitsförderung zu nutzen, und da liegen natürlich auch Risiken.


Inwiefern?

Ältere Menschen werden beispielsweise oft schlechter durch digitale Medien erreicht. Die Digitalisierung stellt zudem keinen Ersatz für direkte zwischenmenschliche Kontakte dar, sondern ist in vielen Fällen als Unterstützung oder Ergänzung anzusehen. Weitere Risiken liegen unter anderem auch darin, dass digitale Prävention und Gesundheitsförderung oft sehr individuen- und verhaltensorientiert ausgerichtet ist. Somit kann die so wichtige Verhältnisprävention leicht in den Hintergrund rutschen. 


Gibt es evaluierte Beispiele, die Sie uns nennen könnten?

Die Evaluation digitaler Technologien für Prävention und Gesundheitsförderung ist besonders herausfordernd, weil sich das Feld sehr schnell wandelt und methodisch viele Schwierigkeiten bestehen, angemessene Evaluationsdesigns einzusetzen. Es gibt mittlerweile dennoch sehr viele Evaluationsstudien und systematische Evidenzübersichten zu digitalen Präventions- und Gesundheitsförderungsangeboten. Dies sind zwar oft Prozessevaluationen, und nicht auf Wirksamkeit ausgerichtete Analysen, aber auch dazu gibt es einiges.


Was genau?

Im Bereich der Krebsfrüherkennung zeigt beispielsweise eine aktuelle Übersichtsarbeit, dass Informations- und Erinnerungsmaßnahmen via soziale Medien und Textnachrichten die Teilnahme deutlich erhöhen, auch hier werden oft verschiedene digitale und nicht-digitale Maßnahmen kombiniert (Ruco et al.).

Auch bei der Prävention psychischer Erkrankungen wird aktiv zu digitalen Maßnahmen geforscht, es gibt hier viel Evidenz zum Nutzen niedrigschwelliger digitaler Interventionen in der Prävention von Depressionen. Andererseits finden sich etwa im Bereich der Übergewichtsprävention, zum Beispiel bei digitalen Interventionen unter Einbeziehung der Eltern, noch keine Hinweise auf Wirksamkeit. Es bleibt hier sehr viel zu tun in einem Umfeld mit vielen Herausforderungen.


Wie können vulnerable Gruppen durch den Einsatz digitaler Technologien erreicht und  so ungleich verteilte Gesundheitschancen reduziert werden? Können Sie uns auch hier Beispiele nennen?

Die grundsätzliche Erreichbarkeit ist ja zunächst einmal ein echter Vorteil digitaler Technologien, weil zum Beispiel Smartphones mittlerweile zum Alltag für viele Menschen gehören. Interessant ist, dass bei der Nutzung digitaler gesundheitsbezogener Informationen Menschen mit Migrationshintergrund recht aktiv sind. Hier bestehen also recht gute Zugangsmöglichkeiten, um Gesundheitschancen zu verbessern.

Wichtig ist es, die Bedarfe und Interessen der jeweiligen Gruppe einzubeziehen: Ein Beispiel aus den USA nutzte das Interesse der Adressatinnengruppe an kurzen Smartphone-Videos, um afroamerikanische werdende Mütter über HIV und andere Risiken zu informieren und mit ihnen in Austausch zu treten.

Andererseits ist in der Corona-Pandemie erneut deutlich geworden, dass es weiterhin für manche sozial benachteiligte Gruppen sehr schwierig ist, digitale Anwendungen zu nutzen, einfach weil technische Rahmenbedingungen, wie beispielsweise das verfügbare Datenvolumen, begrenzt sind. Hieran ist zu denken, wenn neue Interventionen entwickelt werden, die konkret zur Verringerung von Chancenungleichheit führen sollen. Am besten gelingt dies durch partizipative, nutzerzentrierte Präventionsansätze.


In welchen Bereichen konnten und können Ansätze der Gesundheitsförderung und Prävention durch die Digitalisierung wirksam verbessert werden und gegebenenfalls einen Vorteil gegenüber analogen Methoden zeigen?

Bisher ist es noch so, dass digitale Präventionsansätze überwiegend das Verhalten und weniger die Strukturen und Rahmenbedingungen ansprechen. Mit einem breiten Verständnis von digitaler Gesundheitskompetenz, das nicht nur individuelle Fähigkeiten, sondern auch strukturelle und organisationale Aspekte einbezieht, lässt sich dieses wichtige Zukunftsthema gut angehen, denn bisher zeigen sich noch einige Gesundheitskompetenz-Unterschiede – je nach sozialem Status. Als Beispiel: Was trägt die Schule als Organisation oder Setting zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz bei, welche Möglichkeiten gibt es hier?

Die Frage nach dem Vorteil gegenüber analogen Methoden stellt sich oft nicht, es geht meist um eine sinnvolle Kombination analoger und digitaler Ansätze, so auch bei den wichtigen Bereichen Ernährung und Bewegung. Digital können hier zum Beispiel Informationsvermittlung, Erinnerungen und Messung erfolgen. Das Gemeinsame, auf das Miteinander abzielende in der Umsetzung, etwa bei Bewegungsinterventionen, bleibt aber analog, oder aber ein Coaching durch „echte“ Personen im direkten Kontakt mit Nutzerinnen und Nutzern.

Neben der einfachen Erreichbarkeit und der Flexibilität digitaler Ansätze ist auch noch der Aspekt der Interaktion, des Austausches, zu benennen – Nutzerinnen und Nutzer können sich recht leicht einbringen und an der Durchführung und Verbesserung von Angeboten beteiligen oder auch nur durch Feedback und Kommunikation mit anderen den Spaß und die Motivation für gesundheitsförderliches Handeln hochhalten.


Nun gibt es ja sozioökonomisch und auch technisch bedingt Unterschiede im Zugang zu und in der Nutzung von digitalen Technologien. Wie kann dem „digital divide“, also der digitalen Spaltung, entgegengewirkt werden?

Wie schon angesprochen ist die digitale Gesundheitskompetenz ein wichtiger Schlüssel. Die digitale Spaltung kann ja auf mehreren Ebenen wirken, von der Frage der technischen Ausstattung bis hin zu unterschiedlicher Kompetenz, die Gesundheitschancen mit digitalen Mitteln auch wirklich zu verbessern. Es geht dabei auch um die Fähigkeit, die Qualität von digitalen Informationen und Angeboten bewerten zu können, das ist durchaus schwierig und bisher wenig geordnet.

Für Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland ist insgesamt die digitale Spaltung bei der technischen Ausstattung von geringerer Bedeutung. Der Umgang und effektive Einsatz digitaler Technologien dürfte das größere Problem sein!


Was kann helfen, dieses Problem zu lösen?

Wichtig erscheint eine echte partizipative Entwicklung, die die späteren Nutzendengruppen aktiv einbezieht und die Barrieren einschließlich der sprachlichen möglichst niedrig hält. Letzten Endes sind dies bekannte Schwierigkeiten im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung, die sich bezüglich digitaler Technologien erneut und zum Teil verschärft stellen.


Vor kurzem wurde vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie eine bundesweite Befragung zu Digitalisierung und Gesundheit durchgeführt. Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?

Bei der digitalen Gesundheitskompetenz gab es das bekannte Bild mit höheren Werten bei gut Gebildeten und Jüngeren. Auffällig war, dass fast 90 % der Teilnehmenden davon ausgehen, dass die Digitalisierung wichtig oder sehr wichtig für die Zukunft der Gesundheitsversorgung sein wird, bei der Gesundheitsförderung immerhin noch knapp 70%.

Und knapp 60% planen, in Zukunft auch Apps zum Thema Prävention und Gesundheitsförderung herunterzuladen. Das waren für mich eher hohe Anteile bei diesen Fragen, gerade weil bisher nur eine klare Minderheit der Personen, die ein Smartphone haben, auch tatsächlich Gesundheits-Apps nutzen. Da gibt es also offensichtlich Potenzial, auch auf Seiten der Nutzerinnen und Nutzer.


Die Fragen stellten Inke Ruhe und Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Interview zum Thema „Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderungmit Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, Universität Bielefeld und Radboud Universität in Nijmegen (NL).

Mehr zu Digitalisierung in der Prävention und Gesundheitsförderung erfahren Sie hier.

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Prof. Dr. med. Hajo Zeeb | Seit 2010 Professor für Epidemiologie an der Universität Bremen und Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS. Wissenschaftliche Schwerpunkte: Umwelt- und Strahlenepidemiologie, Sozialepidemiologie mit Fokus Migration und Gesundheit, Evidenzbasierung von Public Health. Prof. Dr. med. Hajo Zeeb ist Sprecher des Leibniz Wissenschaftscampus Digital Public Health Bremen und in mehreren Fachgesellschaften (DGSMP, DGEpi) sowie im Zukunftsforum Public Health aktiv.


Prävention und Gesundheitsförderung im Alter„Gesundheitsförderung und Prävention sind in allen Lebensphasen von größter Bedeutung“

Wie können wir gesund altern? Welche Voraussetzungen sind dafür notwendig? Und welche Bedeutung haben dafür Prävention und Gesundheitsförderung?
Laut Statistischem Bundesamt ist der demografische Wandel in Deutschland längst angekommen: Jede zweite Person ist hierzulande älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Die Vereinten Nationen haben das aktuelle Jahrzehnt als „Dekade des gesunden Alterns“ benannt. Gemeinsam mit der WHO, der Weltbank und weiteren Organisationen werden nun Maßnahmen zur Verbesserung des Lebens älterer Menschen, ihren Familien und den Gesellschaften, in welchen sie leben, entwickelt und umgesetzt.
Mit dem Psychologen und Gerontologen Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg und Vorsitzender der Altersberichtskommission der Bundesregierung sowie Mitglied des Deutschen Ethikrates, haben wir darüber gesprochen, wie „gesundes Altern“ in Deutschland gelingen kann.

An Ihrem Institut wird schon seit langen zu Altersbildern und zu „Ageism“ geforscht, also der Diskriminierung aufgrund des Alters. Was hat sich in Bezug auf Altersbilder im Kontext von Gesundheit und Gesundheitsverhalten besonders durch die Corona-Pandemie verändert?

Altersbilder haben wir sowohl in nationalen als auch in internationalen Kontexten untersucht, wobei wir Interviews mit Angehörigen unterschiedlicher Generationen ebenso geführt haben wie mit Medienvertreterinnen und -vertretern sowie mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Gebiete der Gerontologie und der Medizin. Hinzu traten Analysen von Zeitungsartikeln in großen Tageszeitungen. Wenn ich einmal auf die Folge von Untersuchungen in den vergangenen drei Jahrzehnten blicke, dann möchte ich konstatieren: Die gesellschaftliche und auch die individuelle Sicht auf das Alter ist lange nicht mehr in dem Maße von Verletzlichkeit, Verlusten und gesellschaftlichen Belastungen bestimmt, wie dies noch vor 20, 25 Jahren der Fall war.


Warum?

Die Entwicklungsmöglichkeiten und die Ressourcen im Alter werden heute deutlich stärker zur Kenntnis genommen und artikuliert. Einen Beitrag im nationalen Kontext – ich sage ausdrücklich: einen Beitrag – bildete der Fünfte Altenbericht der Bundesregierung, der sich ausdrücklich mit den Potenzialen des Alters befasste und in meinen Augen die öffentliche – und hier auch die politische – Diskussion zu Fragen des Alters mitgeprägt hat. Ähnliches gilt für den Siebten Altenbericht, der sich mit neuen (produktiven) Sorgestrukturen in den Kommunen beschäftigt und gezeigt hat, wie groß die Initiativen sind, die hier auch von alten Menschen ausgehen.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie hat sich auch die Sicht des Alters in einer Richtung präzisiert: die Verletzlichkeit oder Verwundbarkeit bzw. Vulnerabilität vor allem des hohen Alters wurde wieder stärker in den Blick genommen. Und sie musste in den Blick genommen werden, weil ja nur zu deutlich wurde, dass die Risiken der Infektion wie auch des symptomreichen, wenn nicht sogar letalen Verlaufs im hohen Alter deutlich erhöht sind. Dass hier die Frage nach „besonderem Schutz“ alter Menschen adressiert wurde, war nur verständlich. Aber: Die Art und Weise, wie mit alten Menschen umgegangen wurde, wie diese angesprochen wurden, wie hier „Schutz“ verordnet und verwirklicht wurde – dies haben nicht wenige alte Menschen, und das völlig zu Recht, als eine Form der Demütigung erlebt.


Was hätte man tun sollen?

Hier hätte ungleich differenzierter gehandelt und argumentiert werden müssen. Man denke nur an die „Schließung“ von Pflegeheimen, die bisweilen wie eine uneinnehmbare Festung erscheinen mussten, was übrigens auch auf Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Zumutung und große Belastung erlebt wurde. Was deutlich wird: Auch gegenüber alten Menschen ist eine hochdifferenzierte, nicht nur kognitiv, sondern auch existenziell und emotional ansprechende Information und Aufklärung zu wählen, die die einzelnen Schritte genau begründet.

Und: In Phasen der Pandemie erweist sich eine umfassende Konzeption von „Gesundheitsverhalten“ als notwendig: Wo Schutz ist, muss zugleich auch Aktivierung und Teilhabe sein. Körperliche, kognitive, ästhetische, emotionale und sozialkommunikative Aktivierung erweisen sich in Phasen der Pandemie geradezu als unerlässlich, wenn einem Verlust von Ressourcen entgegengewirkt werden soll. Anders ausgedrückt: Auch in solchen Phasen zeigt sich, wie wichtig das Gesundheitsverhalten – verbunden mit und motiviert durch entsprechende Angebote – ist.


Von den Vereinten Nationen wurde jüngst das Jahrzehnt des gesunden Alterns (UN Decade of Healthy Ageing 2021 -2030) ausgerufen. Mit Unterstützung der WHO sind u. a. Maßnahmen intendiert, die unsere Denkweise und unser Handeln in Bezug auf das Alter verändern sollen. Zudem sollten die Angebote zur primären Gesundheitsversorgung altersgerecht sein und die Fähigkeiten und Ressourcen älterer Menschen gezielt gefördert werden. Woran müssen wir in Deutschland vorrangig arbeiten, damit „gesundes Altern“ möglich ist? Welche Rolle haben dabei Prävention und Gesundheitsförderung?

Ich möchte dies sehr klar beantworten: Unser Gesundheitssystem betont zu einseitig die Kuration und fängt somit im Hinblick auf die „Förderung von Gesundheit“ viel zu spät an. So wichtig und unerlässlich Kuration ist, da gibt es ja gar nichts zu deuteln, so wichtig sind die rechtzeitig betriebene Gesundheitsförderung und Prävention. Es geht eben nicht nur darum, Pathologie zu verringern, sondern es geht auch darum, gesundheitliche Ressourcen –- kognitiv, verhaltensbezogen, emotional –aufzubauen und kontinuierlich zu stärken.

Zudem geht es darum, Risikofaktoren – im Verhalten, in der Umwelt – zu erkennen und zu lindern oder ganz abzubauen. Diese Ziele sollten wir übrigens über den gesamten Lebenslauf verfolgen. Gesundheitsförderung und Prävention sind in allen Lebensphasen von größter Bedeutung.


In einer aktuellen Studie „Älter werden in Balance“ wurden sogenannte „Daseinsthemen“ definiert. Was macht das Leben im Alter lebenswert?

Es war dies eine Studie, die wir in jahrelanger, enger Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verwirklicht haben und die auch eine Grundlage dafür bildet bzw. weiterhin bilden soll, gesundheitsbezogene Botschaften in die Öffentlichkeit und dabei auch in unterschiedliche Lebenswelten zu bringen. Die Vorbereitungen zur Veröffentlichung sind nun abgeschlossen und wir vermuten, dass wir Ende des Jahres mit der entsprechenden Publikation herauskommen werden.

Ja: die Daseins- oder Lebensthemen waren für uns in dieser Studie zentral. Welches sind die zentralen Anliegen, Werte und Perspektiven, die das Erleben und Verhalten alter Menschen beeinflussen? Mit einer Stichprobe von 400 Personen können und wollen wir hier keine Repräsentativität beanspruchen, und doch eröffnen uns die Ergebnisse die Möglichkeit, den „Erlebenshintergrund und Sinnhorizont“ im Alter noch besser zu verstehen und seine Bedeutung auch für das Gesundheitsverhalten aufzuzeigen.


Worauf kommt es an?

Drei Aspekte seien hier stellvertretend angeführt. Erstens: Die Erfahrung, eine Aufgabe zu haben, kann für die Lebensbindung, für das Sinnerleben, für das Wohlbefinden alter Menschen nicht hoch genug bewertet werden. Was dabei als Aufgabe erscheint, variiert von Person zu Person erheblich. Aber die große Bedeutung des erlebten Aufgabencharakters für die innerpsychische Situation ist unumstritten. Zweitens: Viele Menschen praktizieren das, was ich eine kreative Sorge für und um andere Menschen nennen möchte. Ich möchte nicht allein Umsorgter sein, nein: ich möchte die Sorge erwidern können, mithin mein Leben in den Dienst von etwas stellen. Dieses Motiv beobachten wir übrigens auch bei vielen Menschen am Ende ihres Lebens.

In dem gerade erschienenen Buch „Vom Leben und Sterben im Alter. Wie wir das Lebensende gestalten können“ habe ich entsprechende Überlegungen und Befunde angeführt ebenso wie in dem 2017 erschienenen Buch „Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife“. Drittens: Die innerpsychische Situation ist in hohem Maße belastet, wenn sich bei Menschen eine stärker oder stark ausgeprägte Pflegebedürftigkeit entwickelt, vor allem aber, wenn sich das Erleben von Einsamkeit ausbildet. Eine (unfreiwillige) Isolation und Einsamkeit, verbunden mit dem Erleben, von anderen Menschen nicht mehr gebraucht zu werden, keine Aufgabe mehr zu haben, führt vielfach zu der Überzeugung, „aus der Welt gefallen“ zu sein.


Der Achte Altersbericht der Bundesregierung „Ältere Menschen und Digitalisierung“ ist 2020 erschienen. Warum widmete sich der Altersbericht dieser Thematik und was hat Sie besonders überrascht?

Zum einen zeigt sich, dass Mobilität, Partizipation, Kommunikation, sicheres Wohnen sowie Leistungen in den Bereichen Gesundheit und Pflege heute nicht mehr an digitaler Technologie und entsprechenden Produkten vorbeigehen können. Zum anderen mehren sich die Befunde, die deutlich machen, dass – unter der Bedingung einer überzeugenden Anleitung, aber auch unter der Bedingung der Mitwirkung bei der Produktdefinition und -entwicklung – digitale Techniken von alten Menschen sehr gut und funktional in ihre Lebens- und Handlungswelt „inkorporiert“ werden können – um einmal dieses Wort zu wählen.

Schließlich durfte die Gruppe alter Menschen in der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung nicht fehlen. Dabei durften wir uns als Kommission – die übrigens ausgezeichnet zusammengestellt war und hocheffektiv arbeitete – darüber freuen, dass wir zu jenen gehörten, die schon früh mit einem konzeptionell fundierten und praxisnahen Bericht an die Öffentlichkeit gelangt sind.


Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Für uns war in dem Bericht auch sehr wichtig, auf mögliche Risiken einer digitalen Spaltung, das heißt der Spaltung zwischen den verschiedenen Sozialschichten, hinzuweisen. Zudem haben wir darauf hingewiesen, dass ethische Fragen auch die Mitwirkung alter Menschen bei der Identifikation, der Entwicklung sowie der Anwendung von Produkten bedeutet. Zudem müssen Fragen des Datenschutzes sensibel adressiert und höchst überzeugend beantwortet werden. Und schließlich gilt: der unmittelbare Kontakt zwischen Menschen, eine leibnahe Pflege, Therapie und Rehabilitation dürfen nicht durch die digitale Technik ersetzt werden; der digitalen Technik kommt hier eine – allerdings sehr bedeutende – komplementäre Funktion zu.


Auch die 20. BVPG-Statuskonferenz beschäftigt sich mit dem Thema Alter, speziell mit der psychischen Gesundheit in dieser Lebensphase. Wie wichtig ist das Thema „psychische Gesundheit im Alter“ für den Bereich Prävention und Gesundheitsförderung aus Ihrer Sicht?

Es geht bei der Betrachtung der psychischen Gesundheit im Alter zunächst darum, organische, emotionale, soziale und existenzielle Ursachen oder Einflussfaktoren von psychischen Krankheiten zu differenzieren. Diese Differenzierung ist notwendig mit Blick auf Gesundheitsförderung und Prävention.


Das heißt?

Beginnen wir mit den verschiedenen Formen der Demenz, die auf organische – vaskuläre und / oder neuronale – Ursachen zurückzuführen sind. Mittlerweile wissen wir viel über das präventive Potenzial der gezielten Aktivierung von kognitiven und körperlichen Funktionen in früheren Lebensjahren wie auch der Vermeidung oder Kontrolle von Herz-Kreislauf- sowie von Stoffwechselerkrankungen mit Blick auf unterschiedliche Demenzformen. Setzen wir fort mit den sich im Lebenslauf chronifizierenden psychischen Störungen, die eine fundierte psychotherapeutische Behandlung erforderlich machen, die gegebenenfalls im Alter noch einmal wiederholt werden muss: hier stehen emotionale Faktoren sowie Faktoren der Persönlichkeit im Zentrum.

Weiterhin sind soziale Einflüsse zu beachten, die sich auch aktuell negativ auf die psychische Gesundheit auswirken: ein im Alter besonders wichtiger Einfluss sind Isolation und Einsamkeit, auf die mit einer psychologischen Intervention ebenso geantwortet werden sollte wie mit der Schaffung natürlicher, niedrigschwelliger Begegnungsangebote in der Kommune. Zu den existenziellen Einflüssen rechne ich Sinnkrisen, die zum Beispiel aus einem hochkonfliktreichen Lebensrückblick wie auch aus der Erfahrung, keine Aufgabe mehr zu haben, erwachsen können, zudem aus der zunehmend bedeutender werdenden Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit. Hier sind nicht nur psychologische und psychotherapeutische, sondern auch hochreflektiere seelsorgerische sowie sozialkulturelle Angebote wichtig.

Der Gesundheits- wie auch der Krankheitsbegriff blieben in allen Lebensaltern unzureichend, würden sie nicht ausdrücklich die psychische Gesundheit mitbedenken. Das Gleiche gilt für Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem halte ich eine Soziopsychosomatik, die durch eine existenzielle Dimension erweitert wird, für unerlässlich, wenn Fragen der Gesundheit und der Krankheit, der Gesundheitsförderung und Prävention erörtert werden.

Die Fragen stellten Linda Arzberger und Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.


Lesen Sie dazu auch:

Interview zum Thema „Gesundes Altern“ mit Prof. Dr. Eva-Marie Kessler, Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin und Sprecherin der Interessengruppe „Klinische Gerontopsychologie und Psychotherapie im höheren Lebensalter“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs).

Interview zum Thema „Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderungmit Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione, Universität Bielefeld und Radboud Universität in Nijmegen (NL).

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten erfahren Sie hier.

Weitere Informationen zur BVPG-Statuskonferenz „Psychische Gesundheit in der dritten Lebensphase“ finden Sie hier.

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Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse | Seit 1997 Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, Vorsitzender der Altersberichtskommission der Bundesregierung, seit 2016 Mitglied des Deutschen Ethikrates; Mitglied in weiteren internen und externen Kommissionen.